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04.04.2024

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Ukhona Ntsali Mlandu

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Marie Konrad

Kulturelle Mobilität und umweltbezogene Nachhaltigkeit

Eine dekoloniale, intersektionale Betrachtung

Unser Verständnis erweitern und umkämpften Bedeutungen Raum geben

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN nimmt den Klimaschutz in den Fokus. Dies und vieles mehr motiviert zahlreiche Institutionen dazu, dem Beispiel zu folgen und diesen Imperativ auch zu ihrer Priorität zu machen. Es ist eine angemessene Handlungsaufforderung, die drängt. Das lässt sich nicht leugnen.

Natürlich beginnen nun alle Sektoren der Gesellschaft, ihren Teil zur Abmilderung der imminenten Krise von globalen Ausmaßen beizutragen. Der Kunst-, Kultur- und Kreativ-Sektor bildet da keine Ausnahme. Wir haben definitiv alle eine Rolle zu spielen. Wahr ist ebenso, dass diese Krise gleichzeitig droht, sich entfaltet, aktuell erlebt wird und sich im regenerativen Stadium befindet. Wir müssen hier akzeptieren, dass es mehr als nur eine Wahrheit geben kann.

Die Krise droht, denn wenn das sprichwörtliche “Wir” nicht handelt, werden die Folgen der Schäden, die dieses “Wir” der Umwelt zufügt, schon bald auf uns zukommen.

Die Krise entfaltet sich, denn während die Natur ihren Lauf nimmt, werden die Folgen der Schäden deutlich, die dieses “Wir” der Umwelt bereits zugefügt hat, bevor das als “unethisch” galt und als noch niemand hinsah.

Die Krise wird aktuell von denjenigen erlebt, die sich den Folgen der Schäden nicht entziehen können, die der Umwelt durch extraktive und unverantwortliche Praktiken zugefügt wurden oder weiterhin zugefügt werden, die wiederum “globalen Wirtschaftssystemen” dienen, “die tief in Patriarchat, Kapitalismus und Neoliberalismus verwurzelt sind”. (Urgent Action Fund Africa For Women’s Human Rights, 2022).

Die Krise befindet sich im regenerativen Stadium, weil die Natur von Natur aus regenerativ ist. Sie tut, was nötig ist, um die Zeit zu bekommen, die für ihre Wiederherstellung nötig ist. Das kann bedeuten, dass die Natur sich verteidigt, um Raum zum Erholen einzufordern, oder dass die Natur etwas Neues hervorbringt anstelle des Zerstörten.

Die Frage ist nun vielleicht, wer in dieser Kombination aus Wahrheiten am verwundbarsten ist. Wer oder was ist am meisten gefährdet und warum? Wer übernimmt die Verantwortung für den Ausgleich der Ungleichheiten einer neoliberalen, kapitalistischen, patriarchalen Weltordnung, die auf Vorherrschaft, extraktiven Praktiken und Ungerechtigkeiten fußt?

 

Globale Wirtschaftssysteme, die Ungerechtigkeiten fortbestehen lassen

Wollen wir die oben genannten Fragen beantworten, wäre es unverantwortlich und würde bedeuten, dass wir bewusst die Augen verschließen, wenn wir unseren Sektor nicht in den Kontext der erwähnten globalen Wirtschaftssysteme stellen. Wir sind uns einig, dass diese einen Teil der Umwelt bilden, in der unser Sektor agiert, auf die er reagiert, von der er beeinflusst wird usw. Es geht darum, wie Macht, Ressourcen und Handlungsmacht historisch und gegenwärtig organisiert sind und wie sich Zukunft / Zukünfte imaginieren lassen, die entweder das Vorhandene fortbestehen lassen oder uns Alternativen aufzeigen.

Ein sinnvoller Ausgangspunkt wäre, das Unbehagen auszuhalten, dass umweltbezogene Nachhaltigkeit vom Konzept her eine plurale Dichotomie ist. Ein Aufruf zum Handeln, der Veränderung hervorrufen soll. Ein umkämpfter Raum mit umkämpften Bedeutungen. Dies ist eine Einladung, sich auf den Kampf und das Unbehagen einzulassen, denn genau dort kann sinnvolle Arbeit stattfinden.

Ich erläutere hier mein Verständnis der beiden Begriffe, indem ich sie aufschlüssele und nach den einfachsten Definitionen suche, um dieses Konzept zu verstehen, und zwar in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist.

Das Wort “Umwelt” bezieht sich im weitesten Sinne auf die Umgebungen oder Bedingungen, in der Menschen, Tiere, Pflanzen oder andere Organismen leben und agieren. Für die UN bedeutet Nachhaltigkeit “die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden” (United Nations, 2023). Bei umweltbezogener Nachhaltigkeit geht es also um das Erfüllen der gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnisse aller Menschen, Tiere, Pflanzen und anderen Organismen in der jeweiligen Umgebung, in der sie leben und / oder leben werden bzw. agieren und / oder agieren werden.

Mir ist wichtig, dass mein Ringen mit diesem Konzept in der englischen Sprache nicht dahingehend interpretiert wird, dass es mir an Verständnis oder Bezug zur Koexistenz und zu wechselseitiger Abhängigkeit von Lebensformen unterschiedlicher Natur mangelt. Ich stamme von Menschen und einer Wissensform ab, die beide tief in dieser Beziehung verwurzelt sind.

Gleichermaßen sollten wir anerkennen, dass die Existenz von Umweltgerechtigkeits-Bewegungen darauf hindeutet, dass es vielschichtige, intersektionale Kämpfe gibt, die es zu berücksichtigen gilt, wenn man umweltbezogene Nachhaltigkeit neu denken will. Es schädigt diejenigen, die marginalisiert werden, von umweltbezogener Nachhaltigkeit zu sprechen, ohne dabei zu berücksichtigen, wie sich strukturelle Gewalt auf ihre Lebensbedingungen und ihre Umwelt auswirkt. “Strukturelle Gewalt beschreibt die Art und Weise, wie soziale Strukturen gestaltet sind, um bestimmte Individuen und Gruppen davon abzuhalten, ihr volles Potential auszuschöpfen.” (Galtung, 1969)

“Die Erörterung struktureller Probleme, die bestimmte Communities gefährden, bildet den Kern dieser Analyse, davon ausgehend, dass Umweltgerechtigkeit nur verwirklicht werden kann, wenn die Menschen ihr gesamtes Potential ausschöpfen können, ohne daran von umweltbezogenem Rassismus oder Ungleichheit gehindert zu werden. Eine umfassende Vision von Umweltgerechtigkeit basiert auf dem Respektieren kultureller und biologischer Vielfalt und dem Vorhandensein demokratischer Entscheidungsprozesse und Ressourcen, aufgrund derer Communities wachsen und gedeihen können.” (Greenaction For Health and Environmental Justice, 2023).

 

Non-binäre Komplexitäten

Der südafrikanische Schauspieler und Ko-Produzent Tony Bonani Miyambo, der mit der Theaterproduktion “Kafka’s Ape” (“Kafkas Affe”) in den letzten 13 Jahren in 10 Ländern auf Tournee war, warnt davor, umweltbezogene Nachhaltigkeit als statisches Ziel und Utopie zu verstehen und nicht als die sich verändernde, dynamische Unternehmung, die sie ist.

“Umweltbezogene Nachhaltigkeit ist ein aufkeimender Überlebensinstinkt, der durch praktische Implementierung und im Hinblick auf seine Anwendbarkeit entsteht und sich entwickelt.” Er schildert, auf welch vielfältige Weise sich die Produktion zu seinem Selbstschutz verändert hat und eine längere Überlebensdauer erreicht hat, weil jedes auf dem Weg gelernte Detail es einfacher machte, damit auf Tournee zu gehen. Beispielsweise ist die Produktion inzwischen auf zwei Taschen mit einem zerlegbaren Bühnenbild heruntergefahren. Toni ist selbst zuständig für die Regie, das Einrichten des Lichts, das Stage-Management usw., weil es auf diese Art eben “einfacher” ist. Das hat einerseits finanzielle Gründe, hängt aber auch damit zusammen, dass er als unabhängiger Künstler der freien Szene unvermeidlich ohne die Unterstützung großer Institutionen arbeitet, die Ressourcen haben, um das aufwendiger zu gestalten. Und damit, von der Umwelt eine nachhaltige Arbeitsweise diktiert zu bekommen.  

Die Umwelt ist nicht passiv. Auch sie ist in der Lage, etwas zu diktieren.

Aufgrund eben dieser Umwelt konnte Miyambos Arbeit ihren jetzigen Erfolg nur erreichen, weil sie hauptsächlich im Ausland präsentiert wurde. So war Miyambo in der Lage, seinen Lebensunterhalt mit seiner künstlerischen Arbeit zu bestreiten. Der Markt in seinem eigenen Land hätte ihm nie ähnlich lukrative Möglichkeiten bieten können, schon gar nicht dauerhaft.

Verschiedene andere afrikanische bildende Künstler:innen haben immer wieder das Thema zur Sprache gebracht, dass sie in ihrer Kunst Fundsachen oder recycelte Materialien verwenden, als Reaktion auf die Einschränkungen durch ihre Umwelt und als Beitrag zu einer nachhaltigeren Arbeitsweise. Sie haben dies als ihre Aufgabe und ihre Verantwortung im Hinblick auf umweltbezogene Nachhaltigkeit und Klimaschutz verstanden. Die Sorge bestand, dass viele andere Maßnahmen, die afrikanische Künstler:innen und Kreative von jeher ergriffen haben, eventuell nicht ihren Weg in die verschiedenen Bemessungsgrundlagen finden würden, die entstehen werden, um die Einhaltung umweltbezogener Nachhaltigkeitsgebote zu messen. Die Angst war imminent, dafür abgestraft zu werden, dass die Personen, die die Maßstäbe und Standards festlegen, die den Zugang zu bestimmten Fördermitteln und Möglichkeiten (wie z.B. Residencies) regeln, den Bezugsrahmen und die Realität afrikanischer Künstler:innen nicht anerkennen würden.

 

Vergangene und gegenwärtige Realitäten, zukünftige Solidaritäten und Iterationen von Gerechtigkeit

In der Vergangenheit haben sich die Ökosysteme unseres Sektors in eine Richtung entwickelt, die sich an globalen Wirtschaftssystemen und deren Maßstäben ausrichtet. Diese Systeme sind geprägt von Ungleichheiten, die koloniale Plünderungen, Rassismus, Geschlechter-Diskriminierung, Patriarchat, Kapitalismus und Neoliberalismus erzeugt haben. Je nachdem, auf welcher Seite des Spektrums man sich wiederfand, erlebte man dies als ererbtes und generationsbedingtes Defizit oder als ererbten und generationsbedingten Vorteil und tut dies auch weiterhin. Daher lässt sich festellen, dass es sich bei Angst vor struktureller Ausgrenzung keineswegs um Paranoia handelt.

Es liegt auf der Hand: Die Wettbewerbsbedingungen sind nicht für alle gleich.

Wie dekolonialisieren wir bestehende Kooperationsvereinbarungen? Wie sehen Ausgleich, Solidarität und Gerechtigkeit aus, wie fühlen sie sich an, wie schmecken und klingen sie? Wenn wir im Kopf behalten, dass die bestehende Ordnung von Männern gemacht ist – wie könnte dann ein radikaler, feministischer Ansatz aussehen, der auf einem “System heilender Gerechtigkeit” fußt? Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass jenseits der technischen Mechanismen, die wir eventuell implementieren werden, umweltbezogene Nachhaltigkeit im Kern der Versuch ist, unsere Beziehung zur Umwelt / Natur zu heilen, weil zu befürchten steht, dass die Menschheit an den Folgen ihres Handelns zugrunde gehen wird. Dabei versteht sich, dass unser jeweiliger Anteil an diesem Niedergang unterschiedliche Ausmaße hat.

Das System heilender Gerechtigkeit kann als Analyseinstrument und Linse nützlich sein, um “Ungleichheitssysteme zu transformieren und gleichzeitig die Art und Weise zu thematisieren, in der Traumata in Kollektiven erlebt werden und sich in ihnen manifestieren, unter einem übergeordneten Streben nach Freiheit”. Dies kann auch auf unsere Beziehung zur Umwelt angewandt werden, im weitesten, allumfassenden Verständnis dieses Ökosystems und unserer Koexistenz mit ihm.

Wenn wir Verantwortung für unsere individuelle und kollektive Rolle übernehmen wollen, müssen alle Dinge und Lebewesen, die Teil dieses Ökosystems sind, für uns bedeutend, verletzlich und erhaltenswert sein, besonders die gefährdeten und marginalisierten Entitäten und Völker. Unsere Versuche und unser vorgebliches Tun im Dienste der Nachhaltigkeit darf die Marginalisierten weder beschämen noch abstrafen. Umweltbezogene Gerechtigkeit als Bewegung existiert, um uns zur Rechenschaft zu ziehen in Bezug auf unsere Tendenz, extraktive Modelle und die Hierarchisierung von Leben fortbestehen zu lassen und einige als verzichtbarer einzustufen als andere. Wir müssen begreifen, dass “Heilung Selbstkonfrontation bedeutet”. (Urgent Action Fund For Women’s Human Rights, 2022)

 

Ethisches Engagement und verantwortungsvolle Akquise von Kunst und Künstler:innen aus Afrika als Maßnahme umweltbezogener Nachhaltigkeit

Der globale Norden hat ein großes Verlangen nach afrikanischer Kunst und afrikanischen Künstler:innen. Die Befriedigung dieses Verlangens hat in den verschiedenen Phasen unserer globalen politischen Entwicklung vielzählige Formen angenommen. Die Plünderung von Kunstgegenständen, die dann als Trophäen kolonialer Eroberungen in europäischen Museen ausgestellt wurden, ist ein Beispiel hierfür. Unethische Praktiken rund um Tourneen und Lizenzgebühren für afrikanische Musik in europäischen Ländern sind weitere Beispiele der ausbeuterischen Natur, die dieses Verlangen annehmen kann.

Natürlich gibt es hier auch konstruktive Iterationen. Bei der Beschäftigung mit unerwünschten Erscheinungsformen von Mobilität von Künstler:innen und kulturellen Gütern müssen wir das gesamte Ökosystem durchdenken, von dem Mobilität nur ein Aspekt ist.

Silenkosi Moyo, Regional-Direktorin der Nationalgalerie Zimbabwes in Bulawayo, spricht von einem “Bedürfnis nach Nachhaltigkeit im Kunstumfeld, wobei Fragen des sozialen Schutzes in einigen Ländern stärker zum Tragen kommen müssen als in anderen”. Wenn dies als Akt der kollektiven Verantwortung und Solidarität verstanden wird, können wir anfangen, darüber nachzudenken, wie wir den Sektor zu einer autarken Umwelt machen können.

Die Herausforderung wird sein, unsere gegenwärtigen Arbeitsweisen offen und ehrlich zu hinterfragen. Wir müssen uns fragen, ob wir Arbeiten und Künstler:innen vom afrikanischen Kontinent auf eine Art und Weise akquirieren, die auf lange Sicht ethisch und nachhaltig für das Ökosystem und die materiellen Lebensbedingungen der Künstler:innen ist – oder ob es nur unserem unmittelbaren Konsum dient.

Der kommerzielle Markt in der Bildenden Kunst zum Beispiel weist viele Probleme in Bezug auf Marktmanipulation und Wertschöpfungspolitik im Zusammenhang künstlerischen Arbeitens auf. Nur selten profitieren die Künstler:innen selbst davon. Inwiefern ist das Ganze also nachhaltig für die Künstler:innen? In welcher Hinsicht wird die Nachhaltigkeit ihrer Umwelt bedroht oder unterstützt? In welcher Hinsicht ist es ethisch?

Pässe und digitaler Mobilitätsausgleich

Die Tatsache, dass afrikanische Künstler:innen mit ihren Arbeiten um die Welt reisen können, verringert das Ausbeutungsrisiko, da ihnen so die Möglichkeit geboten wird, neue Umwelten kennenzulernen, mit diesen sowie anderen Künstler:innen zu interagieren und dadurch Handlungsmacht zu erlangen. Dies kann durch eine Verlegung ins Digitale weder ersetzt noch reproduziert werden. Auch digitale Mobilität ist abhängig von Privilegien, Zugangsmöglichkeiten und Infrastruktur. Die Corona-Pandemie hat diese Einschränkungen deutlich gemacht.

Mobilitätsgerechtigkeit und Solidarität sind dringend erforderlich. Wenn sinnvolle Veränderungen angestoßen werden sollen, müssen Solidaritätsaktionen radikaler gestaltet werden. Ein Beispiel wäre, Künstler:innen, denen das Visum verweigert wird, nicht zu ersetzen, sondern die Bühnen und die Wände der Galerien leer zu lassen, verbunden mit dem klaren Hinweis, warum besagte:r Künstler:in abwesend ist. Wenn die Unannehmlichkeiten für die Zuschauer:innen und Mäzen:innen fühlbar werden, kann vielleicht aus aktiver Bürgerschaft heraus eine neue Ebene von Solidarität entstehen, bei der die Unannehmlichkeiten und die Enttäuschung deutlich werden anstatt die Künstler:innen als entbehrlich und ersetzbar einzustufen. Als Teil eines mehrgleisigen Ansatzes könnte diese Form des Protestes eine andere, formalisiertere Unterstützung ergänzen.

Es wurde in den meisten Diskussionen dieser Art nach der Pandemie ausreichend erörtert, warum es innerhalb unseres Sektors immer Raum und Bedarf für persönliche Interaktion geben wird. Es sind zwar großartige Dinge aus dem digitalen Raum hervorgegangen bzw. können daraus hervorgehen, sie bilden jedoch nie das gesamte Möglichkeitsspektrum ab und / oder können andere Formen gar ersetzen. In einer florierenden und gesunden Umwelt stehen alle Möglichkeiten optional zur Verfügung und können verwirklicht werden, ohne dass Formen der Diskriminierung weitere Einschränkungen mit sich bringen.

 

Künstler:innen am Beginn ihrer Karriere, marginalisierte Identitäten, Süd-Süd-Kollaborationen und Ausgleich

Die Befürchtungen afrikanischer Künstler:innen sind real, was die Implikationen einer eindimensionalen Interpretation der Teilhabe an den Bemühungen um eine gerechtere Beziehung zur Umwelt für sie bedeuten könnte. Das Gleiche lässt sich sagen im Hinblick auf andere marginalisierte Identitäten wie Schwarze und gender-expansive Künstler:innen sowie weibliche Künstlerinnen und Kreativschaffende in einer behindertenfeindlichen Welt. Dies ist das Resultat der erlebten Erfahrung einer Realität, die von intersektionalen, auf jeden Bereich des eigenen Lebens Auswirkungen habenden Formen der Diskriminierung geprägt ist und in der strukturelle Ausgrenzung zur Waffe wird und Möglichkeiten zu weiterer Entrechtung bietet.

Solidarität bedeutet, darüber nachzudenken, wie Möglichkeiten geschaffen werden können, die zu einer gerechteren Verteilung von Chancen führen. Dies wird je nach Kontext verschiedene Iterationen erfordern.  

 

Fazit

“Das Benennen des Moments basiert auf „Strukturanalyse“. Aber es gibt auch Unterschiede. Strukturanalyse hilft uns, die zugrunde liegenden Machtverhältnisse und tieferliegenden Widersprüche zu erkennen, die die Struktur unserer Gesellschaft langfristig bestimmen. Politische Analyse im Aktivismus hilft uns, einen bestimmten Moment oder Umstand zu betrachten, um zu verstehen, wie gegenwärtige soziale Kräfte zusammenwirken und unsere Strategien kurzfristig beeinflussen. Wenn wir uns nur auf Strukturelemente konzentrieren, bleibt unser Verständnis möglicherweise statisch und abstrakt. Wir sehen nicht, wie sich die Dinge verändern, wenn sich die Kräfte verlagern. Wenn wir andererseits nur aktuelle Persönlichkeiten und Ereignisse des Moments betrachten, verlieren wir möglicherweise tiefere Problemlagen und längerfristige Kämpfe aus den Augen. Diese Spannung zwischen unserem täglichen Hinarbeiten auf kurzfristige Ziele und unserem längerfristigen Bemühen, ein ungerechtes System zu verändern, ist von zentraler Bedeutung beim Benennen des Moments.“ (Barndt, 1991)

 

 


 

Bibliographie

Urgent Action Fund Africa For Women's Human Rights (2022). "We Carry Generational Demands For Healing That Will Not Rest": An African Feminist Exploration of Healing Justice As An Analytical Lens and A Practice. („Wir bringen generationsübergreifende Forderungen nach Heilung, die niemals ruht“: Eine afrikanische feministische Erforschung heilender Gerechtigkeit als analytische Linse und Praxis.) Nairobi: Urgent Action Fund Africa For Women's Human Rights.

United Nations. (20. Februar 2023). - www.un.org/en/academic-impact/sustainability: www.un.org/en/academic-impact/sustainability

Green Action For Health and Environment Justice. (20. Februar 2023). greenaction.org. - greenaction.org: greenaction.org/what-is-environmental-justice/

Barndt, D. (1991). Naming the Moment: Political Analysis for Action - A Manual for Community Groups. (Den Moment benennen: Politische Analyse im Aktivismus  - Ein Handbuch für Communities.) In D. Barndt, Naming the Moment: Political Analysis for Action - A Manual for Community Groups. Toronto : The Moment Project Jesuit Centre for Social Faith and Justice.

Galtung, J. (1969). Violence, Peace and Peace Research. (Gewalt, Frieden und Friedensforschung.) In J. Galtung, Violence, Peace and Peace Research.

 

Ukhona Ntsali Mlandu ist die Gründerin und Leiterin von makwande.republic in Goshen Village, Ostkap. Sie ist Senior Atlantic Fellow für Racial Equity und Global Atlantic Fellow. Außerdem ist sie Fellow der Global Cultural Relations Platform (2021). Mlandu ist Absolventin des Global Arts Management Fellowship am Devos Institute der University of Maryland, USA. Ihre Arbeit befasst sich mit der Mobilität von Künstler:innen und der Mobilitätsgerechtigkeit für Künstler:innen und Kulturgüter. Mlandu hat ein besonderes Interesse an Politik für den öffentlichen Raum, der Gestaltung von öffentlichen Plätzen, an Raum- und Geschlechtergerechtigkeit (einschließlich der Belange von Kulturschaffenden, die Mütter im umfassendsten Sinne des Wortes sind) sowie an Erbe und Erinnerung. Ihre gesamte Arbeit befasst sich mit Dekolonialität und einer schwarzen radikalfeministischen Position, die für die Transformation und Vorstellung von Gerechtigkeit, Reparatur, Fürsorge und Gleichheit von zentraler Bedeutung ist. Dazu gehören auch die Verwendung und Entwicklung eines Rahmens für heilende Gerechtigkeit, um soziale Gerechtigkeit zu erreichen. Sie hat eine Reihe von Festivals, Programmen und Kunstinterventionen im öffentlichen Raum kuratiert, darunter die Live-Kunstinstallation #100AfricanReads.