Theaterpreis des Bundes 2024
Symposium & Preisverleihung: 02. Oktober 2024
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) lobt auch in 2024 den Theaterpreis des Bundes aus – zur Stärkung und Förderung der vielgestaltigen Theaterlandschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Der Preis würdigt mittlere und kleinere Theaterhausstrukturen, besonders auch abseits der Theatermetropolen, und ihre bundesweit bemerkenswerte Arbeit in den vergangenen Jahren.
Der Theaterpreis wird für ein herausragendes Programm verliehen, das sich durch überzeugende ästhetisch-künstlerische Fortentwicklung in zeitgenössischen Fragestellungen der (Stadt-)Gesellschaft, der multiperspektivischen Publika, der ökologischen und sozialen Achtsamkeit und/oder technologisch-digitaler Innovationen auszeichnet. Auch die spezifische strukturelle, finanzielle und ggf. sozial-räumliche Situation wird bei der Verleihung berücksichtigt. Der Theaterpreis des Bundes ist mit Preisgeldern von insgesamt 500.000 Euro dotiert. Vergeben werden ein Hauptpreis sowie je eine Auszeichnung in den Kategorien Stadttheater und Landesbühnen, Privattheater und Gastspielhäuser sowie Freie Produktionshäuser. Die Preisverleihung sowie ein Symposium findet am 2. Oktober 2024 im Haus der Berliner Festspiele statt.
Die Schwankhalle Bremen wurde von der Jury mit dem 200.000 Euro dotierten Hauptpreis ausgezeichnet. Drei mit jeweils 100.000 Euro dotierte Auszeichnungen erhalten das Hessische Landestheater Marbug (HLTM) in der Kategorie Stadttheater und Landesbühnen, das Ernst-Barlach-Theater Güstrow in der Kategorie Privattheater und Gastspielhäuser sowie das FELD Theater für junges Publikum Berlin in der Kategorie Freie Produktionshäuser. Die Preisverleihung findet am Abend des 02. Oktober 2024 im Haus der Berliner Festspiele statt.
"Die Schwankhalle in der Bremer Neustadt ist eines der zentralen Produktionshäuser in Deutschland. Zur Programmatik gehört die gesamte Vielfalt der performativen Künste mit aktuellen Positionen aus Performance, Theater, Tanz und Musiktheater auf nationaler und internationaler Ebene. Gleichzeitig ist die Schwankhalle ein maßgeblicher Verstärker der Freien Szene in Bremen, bietet lokalen Künstler*innen Residenzen, Koproduktionen, Aufführungs- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie kulturpolitische Strategieberatung und vereint politisches Theater mit der Kunst der herzlichen Gastgeber*innenschaft. Das Team um die künstlerischen Leiterinnen anna K. Becker und Katrin Hylla entwickelt dafür die bisherige Arbeit der Schwankhalle bemerkenswert weiter, indem sie die lokale Verankerung über neue künstlerische Formate ausgebaut und Spiel- und Denkräume für vielfältige Perspektiven geschaffen haben." – Auszug aus der Jurybegründung
"Das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) setzt mit dem „Marburger Modell“, der ersten gleichberechtigten (weiblichen) Doppelspitze an einem öffentlich finanzierten Haus, bundesweit Maßstäbe für andere Theater. Durch eine künstlerische Leitungskonstellation, die sich bewusst mit machtkritischen Diskursen auseinandersetzt, fördert es ein modernes und verantwortungsbewusstes Arbeitsumfeld: Die Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß praktizieren ebenso modellhaft und wegweisend einen Führungsstil, der sich in Equal Pay, demokratischen Entscheidungsprozessen und familienfreundlichen Arbeitszeiten mit dem langfristigen Ziel der Etablierung eines „CareZentrierten Theaterbetriebs“ manifestiert. Das HLTM beeindruckt aber nicht nur betrieblich-strukturell durch das Erproben neuer Ansätze, seit ihrem Start gelingt es dem Team mit begrenzten Mitteln und trotz schwieriger räumlicher Situation gleichzeitig alle Anforderungen und Herausforderungen einer Landesbühne zu meistern, ambitioniertes, zeitgenössisches Sprechtheater zu präsentieren, Diversifizierungs- und Öffnungsprozesse auch auf künstlerischer Ebene anzustoßen und dabei die Vorlieben unterschiedlichster Publika in den Blick zu nehmen." – Auszug aus der Jurybegründung
"Das FELD Theater für junges Publikum in Berlin-Schöneberg ist ein innovativer, inklusiver und intergenerativer Produktionsort für künstlerische Begegnungen und Entwicklungen, der durch künstlerischen und strukturellen Wandel in Aktion überzeugt. Seit seiner Eröffnung im Dezember 2018 ist das FELD zu einem herausragenden Spielort für junges Publikum geworden, der sich in rasanter Weise neu- und weiterentwickelt und beweist, dass auch ein kleines Haus mit einem kleinen Team Großes schaffen kann. Die forschende und partizipative Arbeitsweise, die eine enge Zusammenarbeit mit Kitas, Schulen und sozialen Akteur*innen umfasst, fördert politisches Denken und Selbstermächtigung für junge Menschen sowie auch altersoffene Ansätze. In Eigenproduktionen und Koproduktionen unterschiedlichster Ästhetiken setzen sich renommierte Künstler*innen und Gruppen der Freien Szene, die hier oft zum ersten Mal für junges Publikum inszenieren, intensiv mit alltagsrelevanten Themen wie Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Zukunft auseinander. Dabei öffnet sich das Theater für die Nachbar*innen im Kiez und ist durch seine Kooperationen gleichzeitig auch international vernetzt. Besonders hervorheben möchte die Jury den Fokus des Theaters auf Inklusion und die Taube* Community, beides sehr konsequent sowohl personell als auch programmatisch verankert, wie durch bilinguale Produktionen mit integrierter Deutscher Gebärdensprache." – Auszug aus der Jurybegründung
"Das Ernst-Barlach-Theater steht seit 200 Jahren in Güstrow und ist das älteste erhaltene Bürgertheater Mecklenburg-Vorpommerns. Heute wirkt es als Gastspielhaus in einer strukturschwachen Region mit politischen Herausforderungen durch eigene kulturelle Alternativangebote und überzeugt durch die Balance im Programm zwischen Tradition und zeitgenössischer Ausrichtung. Durch eine bemerkenswerte Bandbreite von klassischen Schauspielproduktionen (in hoch- und niederdeutscher Sprache), über Kinder- und Jugendtheater bis hin zu Ballett, Kabarett und Sinfoniekonzerten erreicht das Theater eine hohe Besucher*innenzahl quer durch alle Gesellschaftsgruppen. Die neu initiierte Öffnung des Programms für performative Ansätze und in die Freie Szene hinein durch Kooperationsprojekte im Bereich zeitgenössischer Zirkus und Tanz überzeugte die Jury dabei ganz besonders. Mit umfangreichen partizipativen Begegnungs- und Bildungsangeboten, wie Künstler*innengespräche zur Vermittlung von unterschiedlichen Arbeitsweisen und Regiehandschriften, Probenbesuche, Theaterführungen, Workshops für Kinder und Jugendliche und Fortbildungen für Lehrer*innen schafft das Theater eine beispielhafte Verankerung des Hauses in der ganzen Stadt und Region." – Auszug aus der Jurybegründung
Über die Vergabe des kategorienübergreifenden Hauptpreises befindet die Gesamtjury. Für die einzelnen Preise in den Kategorien setzt sich die Jury wie folgt zusammen:
Tessa Hart
Shirin Sojitrawalla
Christina Zintl
Stephan Czuratis
Michael Lang
Ayla Yeginer
Bettina Masuch
Anta Helena Recke
Mey Seifan
Unter dem Titel "Pleasures & Politics of Autonomy – Theater zwischen Widerständigkeit und Verantwortung" findet am 02.10.2024 ein Fachsymposium im Haus der Berliner Festspiele statt. Weitere Informationen und Anmeldung hier.
Der Theaterpreis des Bundes wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verliehen. Projektträger ist der Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit dem Zentrum Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts e.V. (ITI).
Im Jahre 2015 wurde der Theaterpreis des Bundes erstmals durch die Kulturstaatsministerin a.D. Monika Grütters (2013-2021) ausgelobt. In den Jahren 2015, 2017, 2019, 2021 und 2023 wurden insgesamt 46 Theater ausgezeichnet. Künstlerische und kulturpolitische Themen, die insbesondere die Arbeit von Stadt-, Landes- und Gastspieltheatern sowie von freien Spielstätten in kleineren und mittleren Städten betreffen, werden im Rahmen eines Symposiums diskutiert, das begleitend zur Preisverleihung stattfindet.
2020 erschien in Kooperation mit Theater der Zeit die Publikation "STADT LAND KUNST - Theater im Dialog mit der Gesellschaft an den Rändern der Städte und jeseits der Metropolen" eine Publikation, die die Arbeit der bisherigen Preisträger-Theater würdigt und gleichzeitig die Herausforderungen aufzeigt, denen sie sich Tag für Tag stellen.
Im Frühjahr und Sommer 2022 war die Wanderausstellung "Dialog und Auseinandersetzung, Umgestaltung und Stärkung – Theaterarbeit jenseits der Metropolen" in neun der elf Preisträger-Theater aus dem Jahre 2021 sowie der Mediathek für Tanz und Theater zu sehen. Weitere Informationen dazu finden sich hier.