Seit nun fast zwei Wochen finden in Georgien täglich Demonstrationen für einen pro-europäischen Kurs des Landes und gegen die Regierungspartei „Georgischer Traum“ statt.
Nach Angaben des georgischen Innenministeriums wurden seit Beginn der Demonstrationen über 400 Personen verhaftet, die meisten von ihnen wegen "Ungehorsams" oder "Vandalismus". Die Polizei ging mit zunehmender Gewalt gegen die Proteste vor und setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Demonstrationen aufzulösen. Im Zusammenhang mit den Protesten wurden auch georgische Journalist:innen, Künstler:innen und Intellektuelle zunehmend brutal angegriffen.
Data Tavadze, Intendant des Royal District Theatre und Mitglied des Künstlerischen Beirats des 15. Internationalen Theaterfestivals Tblilisi, warnte bereits im vergangenen Jahr die internationalen Gäste des Festivals angesichts des fortgesetzten Personalaustauschs bei Leitungsfunktionen in Kulturinstitutionen zugunsten regierungstreuer Funktionär:innen vor der wachsenden Gefahr für die Kultur Georgiens. (Georgian Culture is in Danger)
Premierminister Irakli Kobachidse hat inzwischen damit gedroht, die Opposition vollständig auszuschalten.
Aus dem georgischen ITI erreichte uns eine – unvollständige- Liste der Namen von Theaterkünstler:innen, die in den letzten Tagen Opfer von Polizeiübergriffen wurden:
Die Aussagen der Künstler:innen sowie Fotos und Videoaufnahmen sind online verfügbar und werden ständig ergänzt.
Der Schauspieler Giorgi Makharadze wurde von einer Gruppe von 30 maskierten Angreifern brutal zusammengeschlagen, während Polizeibeamte daneben standen und sich weigerten, einzugreifen. Seine Bitten um Schutz wurden mit Schweigen beantwortet.
Andro Chichinadze, Schauspieler, wurde unter dem Vorwurf der organisierten Kriminalität verhaftet. Seine Mutter, Lika Guntsadze, berichtet über den traumatischen Vorfall und betont, dass das Regime versucht, auch nicht-aggressive Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Giorgi Nakashidze, Schauspieler, beschreibt die "unvorstellbare Grausamkeit", der er nach seiner Festnahme durch Spezialkräfte ausgesetzt war, die ihn schwer verprügelten.
Natia Bunturi, Schauspielerin und Balletttänzerin, wurde von der Bereitschaftspolizei abgedrängt und erhielt zwei Schläge auf den Kopf, die sie blutend und traumatisiert zurückließen.
Der Schauspieler Irakli Sirbilashvili, der Regisseur Avtandil Diasamidze und der Schauspieler Giorgi Bakhutashvili wurden während der Proteste verhaftet und körperlich angegriffen.
Der Dichter Zviad Ratiani erlitt schwere Verletzungen, darunter Knochenbrüche, nachdem er von der Polizei mitgeschleift, geschlagen und gefoltert wurde. Ratiani weigerte sich, gefälschte Erklärungen zu unterschreiben.
Die Regisseurin und Tänzerin Tata Tavdishvili wurde aus nächster Nähe mit einem Gummigeschoss ins Knie geschossen.
Die Schriftstellerin Toresa Mossy, wurde im Literaturhaus tätlich angegriffen. Sie setzt sich trotz der Gewalt weiterhin für die Demokratie ein.
In einer Presserklärung wird die internationale Gemeinschaft aufgerufen, die Gewalt gegen die Proteste zu verurteilen, von den Täter:innen Rechenschaft zu fordern und sich mit dem georgischen Volk zu solidarisieren. Die Stimmen von Künstler:innen, Journalist:innen und Aktivist:innen sind im Kampf für ein demokratisches und freies Georgien von entscheidender Bedeutung, und ihre Sicherheit muss um jeden Preis geschützt werden.
Jessica Kaahwa, Präsidentin des ITI worldwide erklärte: “The Global ITI family stands in solidarity with our Georgian colleagues. We are committed to helping amplify these concerns through international human rights channels and media platforms.”
Die Solidaritätserklärung “Art Against Oppression: Solidarity with Georgia” ist bereits von über 1500 Künstler:innen und Wissenschaftler:innen aus aller Welt unterzeichnet worden.
>> Solidaritätserklärung unterschreiben