Für das deutsche ITI Zentrum und seine Mitglieder steht der Welttheatertag 2022, der die Theaterkünste und ihre verbindende Kraft feiert, im Zeichen des Krieges in der Ukraine. Dort werden Theater zu Schutzräumen für die Bewohner ihrer Städte, werden beschossen und in Schutt und Asche gelegt. Millionen Zivilisten fliehen vor dem Militär Russlands, das auch im eigenen Land den Terror gegen Andersdenkende entfacht hat. Gemeinsam mit dem Deutschen Bühnenverein hat das ITI – Zentrum Deutschland die ukrainische Dramatikerin Natalia Vorozhbyt gebeten, ausgehend vom Bild des zerstörten Theaters in Mariupol, ein Statement zu verfassen. In vielen Theatern und Konzerthäusern in ganz Deutschland wird am Sonntag eine Videoaufzeichnung von Natalia Vorozhbyt gezeigt oder der Text verlesen. Die Aktion läuft auch auf Social Media (facebook und instagram) unter dem Hashtag #WorldTheatreDay2022.
ITI Präsidentin Yvonne Büdenhölzer erklärt: „Der heutige 60. Welttag des Theaters ist geprägt von Zerstörung und Terror. Wir erleben mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine eine Eskalationsspirale der Gewalt mit unabsehbaren Konsequenzen für uns alle. Unsere Solidarität gilt den Opfern des Krieges und sie gilt allen, die sich dagegen auflehnen.“
In der Erklärung des Deutschen Bühnenvereins fordert Präsident Carsten Brosda mit dem seit Beginn des Angriffs von vielen Bühnen zitierten Satz 'Der Krieg soll verflucht sein' aus Brechts Mutter Courage, nicht in Schockstarre zu verharren und die Zuversicht in die aufklärerische Kraft kultureller Begegnung und künstlerischer Zusammenarbeit zu wahren.
Präsident und Generalsekretär des ITI verweisen in ihrem „Statement for Peace and a Constructive Dialogue“ auf die Präambel der UNESCO- Verfassung von 1945: 'Since wars begin in the minds of men, it is in the minds of men that the defences of peace must be constructed' und bekräftigen: “Our purpose is to overcome divisions, and to keep the lines of communication wide open between all peoples of the world.”
Anfang des Jahres schrieb Peter Sellars seine Botschaft zum Welttheatertag und fragte: „Wie können wir in einer von Pressekampagnen, simulierten Erlebnissen und grausigen Vorhersagen überwältigten Welt die endlose Wiederholung von Zahlen überwinden, um die Unantastbarkeit und Unendlichkeit des einzelnen Lebens, des einzelnen Ökosystems, einer Freundschaft oder der Qualität des Lichts an einem fremden Himmel zu erfahren?“ In wenigen schmerzhaften Wochen ist seine Einladung, „…für eine grundlegende Auffrischung unseres Geistes, unserer Sinne, unserer Fantasie, unserer Geschichten und unserer Zukunft“ zur Utopie geworden. Zu einer Utopie, an der wir festhalten müssen, wenn wir an all das glauben, was uns mit dem Theater auf unserem Planeten verbindet.
Statt einer zentralen Feier des Welttheatertages werden zusammen mit der von Peter Sellars selbst verlesenen Botschaft in diesem Jahr am 27. März in einer digitalen Veranstaltung Videos eines internationalen Wettbewerbs für junge Theaterkünstler:innen laufen, die im letzten Jahr entstanden sind und von der Hoffnung auf Austausch, Begegnung und gegenseitige Neugier künden.